Land und Leute

Mittwoch, 10. September 2003

Spirituelle Erleuchtung…

Wurde heute netterweise von einem Arbeitskollegen zum Mittagessen eingeladen. Normalerweise sollte das eine halbe Stunde dauern, im Endeffekt hab ich dann mit Ihm und seiner Freundin (beide so mitte 40 und aeussert gebildet) vier Stunden lang ueber die indischen und hinduistischen Philosophien, und die Unterschiede zu westlichen Ansaetzen diskutiert.

Ich muss sagen normalerweise halte ich ja nicht viel von Spiritualismus, aber es sind schon einige interessante Theorien und Weltbilder dabei. Und das Faszinierende fuer mich ist immer wieder, dass die Ansaetze von Indern immer komplett in die entgegengesetzte Richtung gehen, und man faengt dann schon an, an ziemlich allem zu zweifeln. Das Problem ist, dass 3 Monate eindeutig zu kurz sind um nur ansatzweise eine Idee vom hinduistischen Gedankengut zu bekommen. Naja, vielleicht im naechsten Leben;-)

Donnerstag, 17. Juli 2003

Mal wieder ein Lebenszeichen…

Gut, mir geht’s wieder vollkommen gut, vielleicht trau ich mich bald sogar wieder ueber die schaerferen indischen Gerichte! Ein “Zuhause” hab ich auch: ich darf mein Zimmer mit einer Canadierin und einer Mexikanerin teilen. Nun, ich weiss nicht ob es an der Kombination liegt, aber ich hab noch nie jemanden so viel reden gehoert. Ich weiss es sind Frauen, aber…

Ansonsten ist es aber recht nett, und der Job macht auch Spass. Im Moment ueberpruefe ich den gesamten Prozess des Waste Managements, vom Muellsammeln angefangen bis zum Kompostieren: Effizienzstudien, Marketingplaene etc. als Controller bin ich also voll in meinem Element ;-)

Teilweise ist es aber schon zach was man hier sieht: Vorallem der Kontrast zwischen Arm und Reich ist einfach extrem! Heute war ich beispielsweise in einer Villensiedlung die noch teilweise im Bau ist! 600 Luxusvillen mit Marmor, Edelholz, etc. (wirklich nicht uebertrieben) und das ganze ist umgeben von einer hohen Mauer mit Stacheldraht und Sicherheitsmanschaften! Auf der anderen Seite der Mauer finden sich Slamms, den aergsten Vorstellungen entsprechend. Aber das Beste: auf der Ausfahrtsstrasse wurden Mauern aufgestellt, damit man Bewohnern beim Verlassen ihrer kleinen Welt diesen Anblick erspart. Tja, aber irgendwie kann man’s verstehen…

Montag, 14. Juli 2003

Effizienz made in India…

Irgendwie ist es schon ein Vorteil wenn man in einem Land mit 1 Milliarde (manche Voelker glauben sogar das es eine Billon ist ;-) Einwohnern lebt, es herrscht nie mangel an Arbeitskraeften. Aus diesem Grund ist es wohl auch nicht notwendig sie sonderlich effizient einzusetzen:

Gestern im Supermarkt bin ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus gekommen. Tja, dass an jeder Kasse zwei Personen stehen, einer fuers Eingeben und einer fuer das Einpacken, ist ja noch relativ normal… Dass man dort aber nicht Zahlen kann hat mich schon ein wenig verwirrt. Man bekommt dort naemlich nur den Kassazettel in die Hand und muss dann zu einer anderen Kasse weiter bei der sich weitere drei Personen befinden :-)

Einer nimmt den Zettel entgegen und liesst den Betrag vor, der Zweite nimmt von das Geld entgegen und der Dritte gibt dann das Wechselgeld zurueck!!! Ja, wenn Kreisky von solchen Methoden gewusst haette…

Freitag, 11. Juli 2003

Der kleine, aber feine Unterschied...

Ich glaube diese kleine Anekdote von einem anderen Trainee hier in Bangalore fuehrt einem das Leben hier recht gut vor Augen:


Here's a description of buying a fruit juice this morning:

After a Poori breakfast, I went to a place called Fruit Juice
Corner.

Jouni: Could I have a Mango Fruit Juice?
Peddler: No, Mango, No
(I could clearly see that the whole place was full of Mangos, and it
is Mango season)
Jouni: No Mangos? So what are these? (pointing at Mangos)
Peddler: You want Mango?
Jouni: Yes.
Peddler: One Mango milk shake. (gives a glass full of mango juice)
Jouni: Milk Shake? Can I have a Mango Fruit Juice?
Peddler: Fruit Juice, no
Jouni: This is called Fruit Juice corner, no? You don't have fruit
juices?
Peddler: No
Jouni: Could you make me a Mango fruit juice, plain?
Peddler: Plain? Milk? Sugar? Water?
Jouni: No, plain
Peddler: Milk?
Jouni: Milk no, Sugar no, Water no. Plain.
Peddler: No possible, Sir.
Jouni: Why not?
Peddler: No possible make
Jouni: Just take a mango, put it in that mixer and pour in a glass.
I will drink it.
Peddler: No possible sir, mango will not mix properly, will get
creamy.
Jouni: It is possible, I have seen it done many times. Could you
please make a plain Mango fruit juice?
Peddler: Milk?
Jouni: No, plain
Peddler: Won't taste good
Jouni: that's ok, I like it like that
(Peddler puts the mango in and starts mixing it. In the meanwhile,
another peddler who had been standing next to the first one, pours
a glass of mango juice in front of me)
Peddler 2: Mango fruit juice
Jouni: With milk? Plain?
Peddler 2: With milk and sugar only
Jouni: No, I want plain.
(The peddlers discuss for a while in Kannada. Then the peddler
number 1 pours the mango juice from the mixer to a glass, gives it
to me, fills the mixer with milk, sugar and mango and looks at me
like saying: see, this is how its supposed to be)
Jouni: Thank you, this is a mango fruit juice, plain. It tastes
good.
Peddler: Want another one?
Jouni: no thank you, tomorrow

Samstag, 5. Juli 2003

Das Leben in einer indischen Familie…

Nun gut, bis Donnerstag darf ich jetzt bei einer indischen Familie leben. Dann uebersiedel ich in ein nettes Appartement mit 5 weiteren Trainees – das kann sicher recht nett werden.

Aber auch die Familie hier ist wirklich sympatisch. Bis auf ein paar wenige Kleinigkeiten koennte man fast denken es ist wie bei uns. Gut, das Essen wird nacheinander eingenommen, das d.h. schnell essen, damit der naechste zum Tisch darf (gut, es waren Gaeste da, vielleicht ist schonst genug Platz)

Es ist auch witzig zu sehen wie Jugentliche, die sich sonst voll auf westlich geben, brav mit der Hand den Reisbrei essen. Irgenwie konnte ich mich auf die Frage:“Do you need a fork?” eines “Yes, pleeease…” nicht erwehren.

Ansonsten sind es halt die typischen Fragen wie “Familie” und “Religion” die Inder am meisten an Europaeern interessieren – aber ist es nicht umgekehrt das gleiche?

Freitag, 4. Juli 2003

Good bye Goa...

Tja, was gibt es zu Goa zu sagen was nicht schon irgendjemand einmal gesagt haette:

1. Goa ist nicht Indien, es rennen zwar Rinder auf der Strasse herum, aber am Abend landen sie trotzdem auf den Teller

2. Ueberall stehen nur Kirchen herum und die Leute sind christlicher als in Rom (65% Katholiken, und diese dazu noch richtig)

3. Die Leute sind wirklich alle nett, aber trotzdem kommt man sich wie ein wandelnde Geldboerse vor. Dies ist eines meiner groesten Probleme: Wie verhaellt man sich gegenueber einen Inder der einen anspricht? Entweder man ignoriert sie, oder man riskiert ausgenommen zu werden, aber dafuer kann man auch ueber wirklich interessante Gespraeche stossen. (ist mir einige mal passiert und ich hab noch immer Geld) – Also: Now risk no fun… wobei man manchmal dann schon hart daran arbeiten muss sie wieder los zu werden.

Ansonsten kann ich allen nur raten: Fahrt nicht im Sommer nach Goa, es sei denn ihr steht auf sintflutartige Regenfaelle und einen Strand auf dem “ein wenig” Muell liegt – dafuer sind die Wellen cool!!!

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