23
Aug
2005

Gaja - 1998 revisited

Gaja-Weine sind exclusiv und teuer. Die hoch bewerteten Weine aus großen Jahrgängen gibt es in der Regel nur als Zuteilung in Kleinstmengen zu grenzwertigen Preisen, und selbst Flaschen aus vermeindlich schwächeren Jahren wechseln auf eBay selten für unter 100 Euro den Besitzer.

Ob finanziell potente Käufer an den extrem langlebigen Prestigeweinen immer ihre Freude haben, wage ich jedoch zu bezweifeln. Ich bin mir sicher, daß schon so mancher Etikettenkäufer fassungslos vor einer viel zu früh geöffneten Gaja-Flasche gesessen und sich gefragt hat, wie andere Leute an so einem zugenagelten, unzugänglichen Zeugs Gefallen finden können.

flaschenblogg hatte in den vergangenen Monaten drei Mal die Möglichkeit, Weine von Angelo Gaja aus dem Jahr 1998 zu probieren. Der Jahrgang gilt im Piemont als sehr gelungen und als für Nebbiolo verhältnismässig früh trinkreif. Daß zumindest die letztere Verallgemeinerung auf die Weine von Gaja erwartungsgemäß nicht zuftrifft, sei vorangestellt.

Barbaresco 1998

Piemont - Italien
100% Nebbiolo
14% Alc.

Helles Rot, helle Reflexe, leicht orange-bräunlicher Rand. In der Nase eingekochte Frucht, dazu eine penetrante Mischung aus Schuhcreme und Alkohol. Nicht besonders komplex. Im Mund mächtige, ruppige Tannine, viel Alkohol. Ein sehr maskuliner Wein, der trotz seiner Konzentration nicht monströs wirkt. Vielmehr erinnert er an einen ungelenken Kraftsportler. Wenn er sich mit den Jahren abschleift und etwas mehr Eleganz zulegt, würde ich mir den schon gefallen lassen. Letztendlich also schon ok, aber für einen Wein dieser Preisklasse erstaunlich einfach gestrickt. Power allein bringt es halt nicht. (88)

Preis: ca. 99€
Bezugsquellen: Kölner Weinkeller u.a.

Nebbiolo Comteisa Langhe 1998

Piemont - Italien
14% Alc.

Mittleres Rot, kaum Randaufhellung. In der Nase die volle Ladung Holz, etwas Teer, sonst total zugenagelt. Da tut sich gar nichts, der Wein ist zu. So sehr ich auch nach Frucht suche - Fehlanzeige! Im Mund erstaunlicherweise weniger ruppig als es die Nase erwarten lässt: sehr deutliche Frucht, schwarzer Tee, Schuhcreme (nicht unangenehm) und Kräuter. Mittlere Länge. Macht in diesem Stadium nur mäßigen Spaß, kann aber was werden, wenn sich das Holz integrieren lässt bevor sich die Frucht verabschiedet. (89-93)

Preis: ca. 84€
Bezugsquelle: C-und-D Weinhandelsgesellschaft

sperss1

"Sperss" Nebbiolo Langhe 1998

Piemont - Italien

14% Alc.

Relativ durchsichtig, leicht bräunliches Rot. In der Nase sehr schöne Mineralik, Gewürze, rote Beeren, Teer. Tolle Frische. Wirkt von den drei Weinen am elegantesten ohne weniger muskulös zu sein. Am Gaumen ewige Länge. Die Tannine sind polterig aber reif. Im Mund ein Anflug von sich entwickelnder Süße, etwas Jod, rote Beeren. Der gefällt mir gut. Das Potential seriös auf den Punkt zu bewerten traue ich mir nicht zu, aber eine Bewertung in den hohen Neunzigern könnte bei Trinkreife schon drin sein. (92-96)

Preis: Ca. 129€
Bezugsquelle: C-und-D Weinhandelsgesellschaft

22
Aug
2005

Falesco - Vitiano 2003

Umbrien - Italien
Merlot, Cabernet Sauvignon, Sangiovese
12,5% Alc.

Wenige (Alltags-)Weine polarisieren so wie der Vitiano. Die einen lehnen ihn leidenschaftlich ab und berichten von abscheulichen Cola- und Bananenaromen, die ihn quasi untrinkbar machen. Die anderen lieben ihn als gut gemachten, verlässlichen Alltagsschmeichler. Um es vorweg zu nehmen: ich gehöre zur zweiten Gruppe.

Sehr dunkles Rot. Üppige, intensive Nase nach Cassis, Banane (nicht unangenehm), Kräutern, Erde, Toast. Im Mund kühle Stilistik mit optimal präsenter Säure, toller Kirschfrucht und absolut ausreichender Süße. Gut balanciert, lecker! Das ist in der Preisklasse echt ein optimaler Spaßwein.
2. Tag: Am zweiten Tag weniger ruppig, schöner integriert, dafür nicht mehr ganz so expressiv. Weiterhin tolle Nase, schwarzer Tee, Lakritz, Bitterschokolade, schwarze Früchte, im Mund kaum Veränderungen zum ersten Tag. Super! (89)

Preis: Ca. 6,50 Euro
Bezugsquellen: Weinpalais u.a.

Fattoria Le Pupille - Saffredi 2001

saffredi

Maremma, Toskana - Italien
55% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 10% Alicante
13,5% Alc.

Dunkles, fast schwarzes Rubinrot. In der Nase geile, üppige Frucht: Bleistift, Mineralien, rote Früchte. Tolle Frische, dazu Kräuter, sehr eigenständig. Extrem langer, sauberer, fruchtiger Nachhall. Parker, Wine Spectator und Co sind durch die Bank begeistert - ich auch! (93+)

Preis: Ca. 48 €
Bezugsquelle: Ungerweine u.a.

Vergelegen - Sauvignon Blanc Reserve 2004

vergelegen21

Stellenbosch - Südafrika
100% Sauvignon Blanc

Deutlich dunkler als die "kleinen" Sauvignon Blancs von Vergelegen, Steenberg oder Springfield. Verführerische, generöse und komplexe Nase: Pampelmuse, Stachelbeere, Citrus-Früchte Nüsse, Spargel, Mineralien. Im Mund sehr lang, phantasisch kraftvoll und trotzdem balanciert. Auch am Gaumen wieder Citrusfrüchte, Spargel und Pampelmuse, dazu weisser Pfeffer. Sensationell. Dazu ein nahezu unglaubliches Preisleistungsverhältnis. (94)

Preis: Ca. 15 €
Bezugsquellen: Shiraz-und-Co u.a.
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